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Beim
Camping gilt im eigenen Zelt oder Wohnwagen das, was auch zu Hause gilt: Scham
ist nur ein Hindernis für die sexuelle Entwicklung von Kindern und Jugendlichen,
ohne dabei irgend einen Nutzen zu haben. Es wäre also ein Fehler, im
Zusammenhang mit der eigenen Nacktheit oder der Anderer Scham zu empfinden.
Beim Aufenthalt auf dem Campingplatz und beim baden (im Freibad, am Badesee oder
am Strand) befindet man sich auf einem bestimmten Gelände, das man zu einem
bestimmten Zweck aufsucht. Dort gelten also andere Regeln als sonst irgendwo in
der Öffentlichkeit. Und zu diesen Regeln gehört es, dass Nacktheit, so lange sie
nicht mit Sex im Zusammenhang steht, keinen Grund für Scham darstellt.
Davon abgesehen macht Nacktheit das Leben auch sehr viel angenehmer. Und das
beginnt schon morgens beim aufstehen. Man muss, wenn man sich waschen will,
nicht erst den Schlafanzug oder das Nachthemd ausziehen, und wenn man fertig
ist, braucht niemand zu überlegen, was er anziehen möchte. Auch die leidige
Sucherei in Koffern oder Taschen, um die gewünschte Kleidung dann zu finden,
entfällt natürlich. Man kann sich statt dessen sofort an den Frühstückstisch
setzen.
Und wenn man beim Frühstück etwas verkleckert, dann ist auch das absolut kein
Problem. Man nimmt einfach einen Waschlappen und putzt sich den Kaffee, die
Marmelade oder was auch immer ab. Ein Hemd hätte man statt dessen mit viel
Zeitaufwand waschen müssen.
Auch das Thema Wäsche waschen (in den meisten Fällen von Hand, denn
Waschmaschinen stehen längst nicht auf jedem Campingplatz zur Verfügung),
trocknen und bügeln erübrigt sich also in diesem Zusammenhang, was vor allem die
Hausfrauen und
Und es geht noch weiter. Wenn man nämlich baden möchte, dann kann die leidige
Neid-Debatte darüber, dass jemand eine schönere Badehose oder einen schöneren
Bikini hat als man selbst, erst gar nicht entstehen. Denn alle tragen ja die
gleiche Badekleidung, die noch dazu die beste Badekleidung ist, die es jemals
gegeben hat: nur die eigene unbekleidete Haut.
Wenn man dann sein Mittag- oder Abendessen auf dem Grill liegen hat, dann ist es
allerdings oft besser, sich eine Schürze anzuziehen, damit man keine
Fettspritzer abbekommt. Denn auf der nackten Haut sind sie sehr schmerzhaft und
unangenehm.
Abgesehen davon dient Kleidung beim Camping oder baden nur dem Schutz vor
Verletzungen und vor unangenehmem Wetter wie z.B. Gewitter. Deshalb sind Schuhe,
wenn man sich auf einem steinigen Untergrund bewegt, oder beim Sport, sowie ein
Sport-BH bei Frauen, wenn sie Sport treiben, völlig akzeptabel.
Auch im Hinblick auf gesundheitliche Gefahren ist es wesentlich zweckmäßiger,
auf einem Campingplatz nackt zu sein, denn wenn man z.B. an Zecken denkt, die in
manchen Gegenden gefährliche Krankheiten übertragen können, dann leuchtet es
wohl jedem ein, dass man Zecken, die auf der nackten Haut sitzen, wesentlich
leichter findet als wenn sie unter der Kleidung herumkriechen würden.
Wo Zecken gefährlich sein können, das kann man
hier
nachlesen. Die Karte zeigt in rot Gebiete, in denen wegen häufiger Erkrankungen
an
FSME eine Impfung durch das Robert-Koch-Institut (RKI) empfohlen
wird, und in gelb Gebiete, in denen es zu einzelnen Erkrankungen gekommen ist,
weshalb das RKI dort keine Impfempfehlung ausspricht.
Eine andere Krankheit, die von Zecken übertragen werden kann, ist die
Borreliose. Dazu gibt es keine Karte, weil etwa ein Viertel aller Zecken in
Deutschland Überträger dieser Krankheit sind, ohne dass es dabei deutliche
regionale Unterschiede gibt.
Andere Länder, andere Sitten
Während es in Ländern wie Dänemark normal ist, dass man abgesehen von ein
paar Ausnahmen, die auch deutlich gekennzeichnet sind, überall am Strand nackt
badet, ist genau das in den USA z. B. heutzutage undenkbar, obwohl es auch dort
bis Mitte der 1970er Jahre vollkommen normal war, dass vor allem Jungen, wenn
sie unter sich waren, an Flüssen oder Seen nackt badeten. Als Beispiel dafür mag
der Anfang des Disney-Films
Polyanna
(1960) gelten, der zeigt, dass einige Jungen am Rand einer Kleinstadt nackt
im Fluss baden. Und auch beim YMCA und an Highschools war es durchaus üblich,
dass nackt gebadet wurde, was z.B. in dieser dreiteiligen Dokumentation (leider nur in englisch)
deutlich gezeigt wird. In den USA ist gleichzeitig die Zahl der
Teenager-Schwangerschaften und der sexuell motivierten Straftaten an Kindern
seit damals (Mitte der 70er Jahre) wesentlich höher als vorher, und auch
wesentlich höher als in Ländern, die eine wesentlich freizügigere Einstellung
zur Nacktheit haben, wie z. B. Dänemark oder Frankreich.
Die einzig logische Schlussfolgerung daraus ist die, dass es für die Entwicklung
eines Kindes zu einem sexuell selbstbestimmten Jugendlichen und später
Erwachsenen sehr förderlich ist, wenn Kinder so oft wie möglich ohne falsche,
auf ihren Körper oder ihre Genitalien bezogene Scham nackt sind und mit anderen
Nackten jeden Alters zusammen kommen. Denn so (und nur so!) lernen sie einen
unbefangenen Umgang mit dem eigenen Körper und der eigenen Sexualität und
akzeptieren sich genau so, wie sie sind, nämlich schön.
Dieser unbefangene Umgang führt dazu, auch das ist durch viele Studien belegt,
dass Mädchen, die ohne falsche Scham aufwachsen, wesentlich seltener und später
bereits im jugendlichen Alter schwanger werden als Mädchen, in deren Erziehung
alles, was mit Sex und Nacktheit in irgend einem Zusammenhang steht, tabuisiert
wird oder wurde.
In der DDR war es jahrzehntelang üblich, nachdem dort in der Mitte der 50er
Jahre das Verbot des Nacktbadens aufgehoben wurde, dass an vielen Stränden der
Ostsee, und nicht nur dort, nackt gebadet wurde und auch bei vielen anderen
Gelegenheiten Nacktheit als völlig unproblematisch angesehen wurde. In
Westdeutschland, also in der BRD in den Grenzen von 1949, sah das deutlich
anders aus.
Nach der Wiedervereinigung wurden die östlichen Bundesländer regelrecht von den
"Wessis" erobert, was die Einstellung zur Nacktheit betrifft. So wurden die
Strände an der Ostsee von westdeutschen Touristen regelrecht überrannt. Und
diese Touristen brachten natürlich auch ihre Moralvorstellungen mit, was dazu
führte, dass innerhalb weniger Jahre kaum ein Strand übrig blieb, an dem es
möglich war, frei und ungezwungen, auch unbekleidet, zu baden.
Schade! Ich hätte mir sehr gewünscht, dass die Entwicklung genau die
umgekehrte Richtung genommen hätte.